Universitäten & Forschungseinrichtungen auf dem Weg zur Klimaneutralität

In einer sich schnell verändernden Welt müssen sich der Bildungssektor und damit auch die Bildungsimmobilien anpassen. Angesichts der ehrgeizigen Nachhaltigkeitsziele zur Reduzierung der CO2-Emissionen darf die Rolle von Immobilien, insbesondere im Bildungssektor, nicht unterschätzt werden. Viele bestehende Gebäude sind veraltet und entsprechen nicht den heutigen Nachhaltigkeitsstandards. Hier besteht dringender Sanierungsbedarf.

Die Schaffung von inspirierenden Räumen
Um dieses komplexe Problem anzugehen, müssen jetzt Maßnahmen ergriffen werden, um bestehende Strukturen mit innovativen Lösungen zu modernisieren und neue Gebäude unter Berücksichtigung der drei Säulen der Nachhaltigkeit (ökologisch, sozial und wirtschaftlich) zu planen. Um eine zukunftssichere Bildungsinfrastruktur zu schaffen, müssen europäische Standards und Nachhaltigkeit bereits in der ersten Planungsphase berücksichtigt werden. Es müssen Räume geschaffen werden, die inspirieren, motivieren und die Anpassungsfähigkeit fördern. Flexible Grundrisse, Technologieintegration und nachhaltiges Design sind nicht länger optionale Zusätze, sondern wesentliche Elemente moderner Bildungsumgebungen.

Ein internationales Top-Thema
Vor dem Hintergrund dieser Herausforderungen, zukunftsfähige Immobilien zu schaffen, organisierte Drees & Sommer das internationale Expertengespräch Future-proof Educational and Research Buildings". Ein spannendes Programm mit Experten unterschiedlicher Disziplinen aus den Niederlanden, Deutschland und Großbritannien im innovativen The Green Village" auf dem Campus der TU Delft. Die Impulsreferate und Podiumsdiskussionen konzentrierten sich auf drei Hauptthemen: Nachhaltigkeit, Innovation und Campusentwicklung.

TU Delft als nachhaltiger Vorreiter
Hubert Linssen, Programmmanager für Nachhaltigkeit bei TU Delft Campus Real Estate, sprach über die zahlreichen Herausforderungen und Chancen, mit denen die Institution auf ihrem Weg zu einer nachhaltigen Vorreiterrolle im akademischen Bereich konfrontiert ist. Die Vision der TU Delft, bis 2030 einen klimaneutralen Campus zu erreichen, spiegelt ihr Engagement für ökologische Nachhaltigkeit, Kreislaufwirtschaft, Klimaanpassung und die Verbesserung der Lebensqualität für die Campusgemeinschaft und den Planeten wider.

Linssen betonte, dass es heute nicht mehr um das "Warum" der Nachhaltigkeit gehe, sondern vor allem um das "Wie" der Umsetzung. Der Ansatz der Universität basiere auf drei Schlüsselelementen. Erstens: "Praktiziere, was du lehrst", indem praktische Beispiele geschaffen werden, wie z.B. der Bau nachhaltiger Gebäude auf dem Campus, um die Studenten zu inspirieren und zu unterrichten. Zweitens: Knappheit ist ein Motor für Innovation: Die Verknappung von Brennstoffen zwingt uns, kreative Lösungen mit weniger Ressourcen zu finden. Seiner Meinung nach sollte Nachhaltigkeit in das Immobilienmanagement integriert und nicht als Zusatz betrachtet werden. Das dritte wichtige Element ist die Nutzung des Campus als Reallabor: um isolierte Experimente zu skalieren und die Robustheit von Innovationen zu erhöhen.

ECHO, das nachhaltigste Gebäude der TU Delft
Ein gutes Beispiel für das erste von Linssen erwähnte Element ist ECHO, das energieerzeugende Fakultätsgebäude der TU Delft. Jaap-Willem Kleijwegt, Senior Architect und Associate bei UNStudio, berichtete in seinem Vortrag vor der Podiumsdiskussion über Nachhaltigkeit über seine Erfahrungen als Projektarchitekt des Gebäudes. ECHO verkörpert die Nachhaltigkeitsbestrebungen der Universität und bietet ein anpassungsfähiges und benutzerfreundliches Design. Es ist ein Gebäude, das so flexibel wie möglich genutzt werden kann. Es beherbergt derzeit unter anderem studentische Arbeitsplätze, ein Restaurant, Hörsäle, Räume für Fallstudien und einen Diskussionsraum und ist bereit, sich in etwas Neues zu verwandeln, wenn sich die Bedürfnisse der Nutzer ändern.

In der anschließenden Podiumsdiskussion, an der neben Linssen und Kleijwegt auch Hein van Tuijl (Geschäftsführer von EPEA Benelux) und Richard Murray (Direktor für Energie und Nachhaltigkeit bei AA Projects, Teil von Drees & Sommer) teilnahmen, diskutierten die Teilnehmer über begrünte Dächer und die Herstellung eines Gleichgewichts zwischen der Reduzierung von Kohlenstoffemissionen, der Speicherung von Kohlenstoff und einem gesunden Lebensumfeld. Die Bedeutung von Innovationen auf verschiedenen Ebenen, einschließlich der technischen, sozialen, finanziellen und rechtlichen, wurde ebenso hervorgehoben wie die Schaffung eines sicheren Raums, der Experimente in vollem Umfang zulässt, um deren Entwicklung zu fördern.

Kontinuierliche Erforschung und Innovation
Innovation ist ein zentraler Wert für Drees & Sommer mit mehreren Innovationszentren weltweit. Wir ermutigen Start-ups, weiter zu forschen und zu innovieren. Folgerichtig stand beim Drees & Sommer Expert Talk das Thema Innovation im Green Bausektor" auf dem Programm, inklusive einer Innovationstour durch das Living Lab The Green Village" der TU Delft. Vier Start-ups stellten ihre innovativen Ideen vor. Linde de Jonge von Paviljoen III beleuchtete das Potenzial städtischer Dächer für die Energiewende. Ihr Projekt "Pavillon Roof" zielt darauf ab, Flachdächer in modulare Grünflächen mit nachhaltigen Installationen zu verwandeln.

Madaster Netherlands, das "Materialregister" für Gebäude und Produkte, ist formell den Kinderschuhen entwachsen, da die Plattform bereits in sieben europäischen Ländern aktiv ist. Geschäftsführer Jeroen Broersma unterstrich die Bedeutung der Material- und Produktregistrierung für das zirkuläre Bauen. Diese Initiative zielt darauf ab, Abfall zu reduzieren, CO2-Emissionen zu verringern, einen verantwortungsvollen Umgang mit Materialien zu fördern und deren Wiederverwendung durch Urban Mining zu ermöglichen.

Marjanne Cuypers von BlueBlocks betonte, wie wichtig es sei, abfallfreie Systeme zu entwerfen. Ihr Ziel ist es, nachhaltige Materialien und Produkte zu entwickeln, die eine gesunde Zukunft für die Menschen und den Planeten fördern.

Perine Fleury stellte die Vision von Biosphere Solar vor, in der wiederverwertbare Solarmodule zur Norm werden. Sie arbeitet an Open-Source-PV-Modulen, die Solarenergie mit der Wiederherstellung der Biodiversität verbinden.

Nachhaltige Bildungsinfrastruktur
Ein weiterer Schwerpunkt der Veranstaltung war die Campusentwicklung, die eine entscheidende Rolle bei der Schaffung einer nachhaltigen Bildungsinfrastruktur spielt. Richard Murray, Leiter der Abteilung für Energie und Nachhaltigkeit bei AA Projects, stellte den Plan zur Dekarbonisierung des Wissenschaftsbereichs der Universität Oxford vor. Die Universität Oxford will bis 2035 klimaneutral werden, und dieses ehrgeizige Ziel hängt von der Dekarbonisierung der bestehenden Gebäude ab. Als eine der ältesten Universitäten im englischsprachigen Raum bestand eine der größten Herausforderungen in den unterschiedlichen infrastrukturellen Gegebenheiten - von historischen Gebäuden bis hin zu hochmodernen Laboreinrichtungen. AA Projects ist es jedoch gelungen, einen Plan zu entwickeln, der den Bedarf an wärmeerzeugenden Geräten drastisch von 44 MW auf 12 MW reduziert. Die Betriebskosten werden auf ein Minimum gesenkt. Darüber hinaus können die Gebäude nachgerüstet und die Vorlauftemperaturen unabhängig von den Zeitplänen für den Umweltkreislauf und das Wärmenetz gesenkt werden.

Den Abschluss der Veranstaltung bildete eine Expertenrunde mit Kristina Knauf (Geschäftsführerin LAND Deutschland), Prof. Marzia Traverso (Leiterin des Lehrstuhls und Instituts für Nachhaltigkeit im Bauwesen der RWTH Aachen) und Dr. Jacqueline Lemm (Geschäftsführerin des TFI), die die Bedeutung der Raumgestaltung, der Integration grüner und blauer Elemente, der Nachhaltigkeitsbewertung von Materialien und des Lebenszyklus von Gebäuden einschließlich ökologischer, sozialer und ökonomischer Aspekte hervorhob. Es wurde deutlich, dass eine Vielzahl von Disziplinen bereits in frühen Projektphasen zusammenarbeiten müssen und dass viele der Herausforderungen, mit denen Bildungseinrichtungen konfrontiert sind, nur durch einen gemeinsamen ganzheitlichen Ansatz bewältigt werden können.

Gemeinsam auf dem Weg zur Nachhaltigkeit
Das Drees & Sommer-Expertengespräch "Future-proof Educational and Research Buildings" an der TU Delft zeigt, dass Bildungseinrichtungen, Architekten und Immobilienprofis auf dem Weg zu Nachhaltigkeit und Innovation sind. Die Veranstaltung ist ein Hoffnungsschimmer und eine Roadmap für die Schaffung nachhaltiger Bildungs- und Forschungsinfrastrukturen, die nicht nur den heutigen Bedürfnissen entsprechen, sondern auch die Welt für zukünftige Generationen nachhaltig unterstützen.

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