Infrastructure

Drees & Sommer steuert Errichtung einer der größten Erzeugungsanlagen für grünen Wasserstoff in Europa

Das auf Infrastruktur, Bau und Immobilien spezialisierte Beratungsunternehmen Drees & Sommer ist mit der Errichtung einer 320 Megawatt-Wasserstoffproduktionsanlage im norddeutschen Emden beauftragt. Die Anlage soll zur Vermeidung von Netzengpässen beitragen und vornehmlich aus Windenergie produzierten grünen Wasserstoff produzieren. Damit soll ein wichtiger Beitrag zur Versorgung unterschiedlicher Industriezweige in der Region geleistet werden, insbesondere der Stahlindustrie. Das Projekt gilt als zukunftsweisend – und bietet auch für Österreich wichtige Impulse.

 

Rund 26.000 Tonnen grünen Wasserstoff aus überschüssiger Windenergie soll die vom deutschen Energieversorger EWE geplante Wasserstoffanlage in Emden künftig vornehmlich für die Stahlindustrie produzieren. Das entspricht ungefähr dem Jahresstromverbrauch von 250.000 Haushalten. Das Projekt ist Teil des EWE-Vorhabens „Clean Hydrogen Coastline“. Ziel ist der Aufbau einer vollständigen Wasserstoff-Wertschöpfungskette mit Fokus auf grünen Wasserstoff aus erneuerbaren Energien: von der Erzeugung über die Speicherung und den Transport bis hin zur industriellen Nutzung.

Die Fertigstellung der Anlage, die vor allem einen Beitrag zur Vermeidung von Netzengpässen liefern soll, ist 2027 geplant. Das auf Infrastruktur, Bau und Immobilien spezialisierte Unternehmen Drees & Sommer ist mit der Projektsteuerung, dem Genehmigungsmanagement und dem Engineering Management beauftragt. „Das Vorhaben ist sehr komplex“, erklärt Alexander Stubinitzky, Leiter des Bereichs Hydrogen and SynFuels bei Drees & Sommer. „Alle Gewerke müssen skaliert werden, es gibt viele Schnittstellen, die bei der Umsetzung sauber organisiert werden müssen. Das ist in technischer, organisatorischer und zeitlicher Hinsicht sehr anspruchsvoll.“ Umso bedeutender ist daher vor allem das Projektmanagement, um das Projekt im Kosten-, Zeit- und Qualitätsrahmen zu halten. Drees & Sommer bringt dafür die entsprechende Projektmanagement-Erfahrung aus der erfolgreichen Umsetzung von zahlreichen komplexen Großprojekten gepaart mit technischer Expertise im Bereich der Wasserstoffproduktion mit.

Vermeidung von Netzengpässen

„Die Anlage in Emden zeigt, dass große Wasserstoffproduktionsanlagen nicht nur einen Beitrag zur Dekarbonisierung einzelner Industrieprozesse leisten“, erklärt Annika Krauss, Leiterin des Bereichs Infrastruktur von Drees & Sommer Österreich. „Durch gezielte Standortwahl und intelligente Netzintegration können sie spürbare Beiträge zur Vermeidung von Netzengpässen leisten – insbesondere in Regionen mit hohem Aufkommen erneuerbarer Energien, aber begrenzter Abnahmeinfrastruktur.“

Auch in Österreich schreitet der Ausbau von Windkraft und Photovoltaik stetig voran. Die effiziente Nutzung des erzeugten Stroms wird zur zentralen Herausforderung. Die Einspeisung stößt regional zunehmend an Netzgrenzen. „Der klassische Weg des Netzausbaus ist oft teuer und langwierig – dezentrale Stromsenken, wie die Wasserstoffanlage in Emden, bieten eine attraktive Alternative für mehr Netzstabilität“, so Krauss. „Überschüssiger Strom aus erneuerbarer Energie könnte vor Ort direkt in grünen Wasserstoff umgewandelt und gespeichert, transportiert oder in anderen Sektoren – wie beispielsweise der Industrie – genutzt werden.“

Um jedoch die Herstellungskosten für grünen Wasserstoff nachhaltig zu senken, braucht es neben dem Aufbau eines Wasserstoffnetzes vor allem eines – große Produktionsanlagen. Je größer die Anlage, umso niedriger sind die Herstellungskosten pro Kilogramm Wasserstoff. Große Projekte beschleunigen zudem die Industrialisierung von wichtigen Komponenten wie Elektrolyseuren, Verdichtern und Speichertechnik. 

Agiles und integriertes Projektmanagement

Große Wasserstoffprojekte sind aber in der Umsetzung hochkomplex. Alle Gewerke müssen skaliert werden: von der Anlagenplanung über die Infrastruktur bis hin zur Anbindung an Energienetze. Damit verbunden ist eine Vielzahl von Schnittstellen, die sauber organisiert und koordiniert werden müssen. Genau hier zeigt sich der entscheidende Erfolgsfaktor: ein starkes, integriertes und agiles Projektmanagement.

„Je mehr Leistungen dabei aus einer Hand erbracht werden, desto effizienter lassen sich Kosten-, Zeit- und Qualitätsziele erreichen. Denn jede zusätzliche Schnittstelle zwischen Planung, Genehmigung, Bau und Inbetriebnahme erhöht die Abstimmungskomplexität und birgt das Risiko von Reibungsverlusten“, erklärt Annika Krauss. Um hierfür die bestmöglichen Voraussetzungen zu schaffen, setzt Drees & Sommer auf alternative Abwicklungsmodelle wie EPCM (Engineering, Procurement and Construction Management). Dabei bleibt der Bauherr Vertragspartner aller Lieferanten: mit voller Transparenz über Angebote, Kostenentwicklung und Leistungsumfang. Der EPCM-Dienstleister liefert die nötige Projektsteuerung aus einer Hand. 

„Im Wasserstoffbereich sind viele Komponentenhersteller, Baufirmen und Zulieferer erst im Markthochlauf. Anstatt ein Komplettpaket an einen Generalunternehmer zu vergeben, ermöglicht EPCM eine risikodifferenzierte Steuerung und bessere Anpassung an Marktunsicherheiten“, so Krauss. „Die Anlage in Emden bietet wertvolle Einblicke in die Umsetzung großskaliger Wasserstoffinfrastruktur. Entscheidend sind die Wahl des passenden Standorts, ein agiles und integriertes Projektmanagement sowie stabile wirtschaftliche Rahmenbedingungen. Zudem zeigt die Anlage auf, wie Wasserstoffanlagen zur Netz- und Systemstabilität beitragen können.“