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Blogbeitrag 07 / 04 / 2025
Lesedauer:
Entwicklungen im Bereich der sozialen Nachhaltigkeit innerhalb des Facility Managements

Soziale Nachhaltigkeit im Facility Management

Der folgende Artikel bietet einen Überblick über die aktuellen Entwicklungen im Bereich der sozialen Nachhaltigkeit innerhalb des Facility Managements. Neben den sozialen Aspekten von ESG-Strategien (Environmental, Social and Governance) und dem sozialen Engagement von Unternehmen wird der Fokus auf zentrale Konzepte wie Diversität, Inklusion und Mitarbeitergesundheit gelegt, die für Facility-Management-Anbietende zunehmend wichtiger werden. Zusätzlich werden internationale Standards, Zertifizierungen und gesetzliche Vorgaben vorgestellt, die Unternehmen bei der Förderung und Umsetzung sozialer Nachhaltigkeit unterstützen.

AUSGANGSSITUATION

Soziale Nachhaltigkeit wird im Facility Management immer wichtiger, besonders aufgrund der Verpflichtung zur Berichterstattung über nichtfinanzielle Belange, die vor allem die ESG-Themenbereiche Umwelt, Soziales, Arbeitnehmerrechte, Menschenrechte und Korruptionsbekämpfung betrifft. Hierunter fällt der „Social“-Aspekt, der Themen wie Arbeitsbedingungen, Diversität, faire Bezahlung und die Förderung der Mitarbeitergesundheit umfasst.

In der Schweiz sowie in Deutschland und Österreich ist Facility Management eine stark beschäftigungsintensive Branche, die oft im Bereich Infrastrukturelles Facility Management aufgrund des Fachkräftemangels auf weniger qualifizierte Arbeitskräfte setzt. Dies birgt eine besondere Verantwortung für soziale Standards und faire Arbeitsbedingungen, die durch Initiativen und Zertifizierungen wie SA8000 (Social Accountability), die Global Reporting Initiative (GRI) und den UN Global Compact unterstützt werden können. Andererseits gibt es auch Bereiche wie das Technische Facility Management mit einer hohen Qualifizierung unter den Arbeitskräften. Um gut qualifizierte Mitarbeitende zu gewinnen, müssen sich Unternehmen auch durch soziale Aspekte von anderen abheben. Wir haben Komplettanbieter zu diesem Thema befragt, um ihre Anforderungen und Wünsche besser zu verstehen. Unsere Umfrageergebnisse zeigen, dass sämtliche Facility-Management-Anbietende eine stärkere Gewichtung der sozialen Nachhaltigkeit in Ausschreibungen wünschen.

INTERNATIONALE STRATEGIEN UND ZERTIFIKATE FÜR SOZIALE NACHHALTIGKEIT

ESG-Richtlinien haben den sozialen Aspekt als integralen Bestandteil etabliert. Während sich die Umwelt- und Governance-Aspekte oft auf Effizienz und strukturelle Compliance fokussieren, geht es im sozialen Bereich vor allem um die Förderung von Diversität und Inklusion, die Schaffung sicherer und gesunder Arbeitsplätze sowie die Förderung von Chancengleichheit. Ein wichtiger Rahmen für die Berichterstattung und das Benchmarking im Bereich der sozialen Nachhaltigkeit wird durch die EU-Taxonomie geschaffen, die ebenfalls auf soziale Standards Wert legt. Laut den befragten Unternehmen ist es entscheidend, dass Kunden mit Anbietenden zusammenarbeiten, die dieselben Werte teilen und eine langfristige Partnerschaft aufbauen möchten, die auf gegenseitigem Vertrauen und nachhaltiger Leistungserbringung basiert.

BEISPIELE UND BEST PRACTICES

Einige Facility-Management-Anbietende demonstrieren vorbildlich, wie soziale Nachhaltigkeit in der Praxis umgesetzt werden kann. Dazu gehören regelmässige Berichte über Massnahmen zur Diversität und Förderung der Mitarbeiterzufriedenheit, die Einführung flexibler Arbeitszeitmodelle sowie die Implementierung von Gesundheitsprogrammen. Besondere Aufmerksamkeit wird auch der Schaffung fairer Arbeitsbedingungen gewidmet, unabhängig von Position oder Herkunft. Sämtliche Komplettanbieter betonen die Wichtigkeit von Chancengleichheit, Lohngleichheit, der Förderung von Vielfalt und Inklusion sowie nachhaltigen und fairen Lieferketten. Unter anderem handelt es sich dabei um spezifische Beiträge zu sozialen KPIs wie Gesundheits- und Sicherheitsprogramme, Mitarbeiterschulung, Initiativen zur Förderung der Vielfalt, Engagement für die Gemeinschaft und ethische Standards leisten können.

Die Einbindung von Zertifikaten und Standards könnte eine Möglichkeit darstellen, das Thema soziale Nachhaltigkeit vermehrt mitabzuholen. Dabei stehen die folgenden globalen Zertifizierungen und Standards vor allem für die international vertretenen Anbietende – bereits zum Zeitpunkt der Leistungsbeschaffung – zur Verfügung:

  • SA8000 (Social Accountability): Diese Zertifizierung setzt den Fokus auf Arbeitsrechte und gibt Unternehmen einen Rahmen vor, um faire und ethische Arbeitsbedingungen zu schaffen. Themen wie die Verhinderung von Kinderarbeit, sichere Arbeitsbedingungen und faire Löhne gehören zu den zentralen Kriterien.
  • Global Reporting Initiative (GRI): Die GRI-Standards bieten Unternehmen eine strukturierte Grundlage zur Offenlegung von Nachhaltigkeitsleistungen. Sie umfassen soziale Indikatoren, die den Einfluss auf Mitarbeitende und Gemeinschaften messbar machen.
  • UN Global Compact: Diese freiwillige Initiative der Vereinten Nationen fordert Unternehmen auf, soziale Verantwortung in ihre Geschäftsstrategie zu integrieren und regelmässig Berichte zu veröffentlichen.
  • ISO 26000: Diese Norm bietet Leitlinien zur gesellschaftlichen Verantwortung von Organisationen. Sie adressiert unter anderem faire Arbeitsbedingungen, Chancengleichheit und den Schutz der Arbeitnehmerrechte, ohne jedoch eine Zertifizierungsmöglichkeit anzubieten.
  • BSCI (Business Social Compliance Initiative): Dieses europäische System unterstützt Unternehmen bei der Verbesserung sozialer Standards in globalen Lieferketten. Es legt besonderen Wert auf menschenwürdige Arbeitsbedingungen und faire Bezahlung.

Gleichzeitig können auch die Auftraggeber im Rahmen der Ausschreibung durch eigene Anforderungen die soziale Nachhaltigkeit vorantreiben. Als Drees & Sommer binden wir vermehrt Leistungsbeschaffung in Ausschreibungen mit ein:

  • Aufzeigung von mandatsspezifischen KPIs mit Fokus auf Mitarbeitende, u.a. die Weiterbildungsquote und Fluktuations-Angaben
  • Erstellung von Anreizsystemen wie Ideenförderung der Mitarbeitenden
  • Sicherstellung von grösseren Pensen, z.B. durch anteilsmässig höhere Tagesreinigung

FAZIT UND ZUKUNFTSAUSBLICK

Die Umsetzung sozialer Nachhaltigkeitsstrategien bringt Herausforderungen mit sich. Unternehmen müssen genaue Daten erfassen, um den Ausgangszustand zu ermitteln, dabei jedoch den Schutz der Mitarbeiterdaten gewährleisten. Eine weitere Hürde ist das Risiko des „Social Value Washing“, bei dem soziale Nachhaltigkeit nur vorgetäuscht wird, ohne substanzielle Massnahmen zu ergreifen. Angesichts der wachsenden Bedeutung der ESG-Kriterien und der steigenden Nachfrage nach sozial verantwortungsvollen Dienstleistungen wird soziale Nachhaltigkeit im Facility Management künftig jedoch eine noch grössere Rolle spielen. Unternehmen, die diesen Aspekt konsequent in ihre Strategien einbinden, sichern sich langfristige Wettbewerbsvorteile und sind besser auf Marktanforderungen vorbereitet. Verantwortungsbewusste Anbietende im Facility Management können nicht nur das Vertrauen von Kunden und Investoren stärken, sondern auch die Zufriedenheit und Loyalität ihrer Kunden nachhaltig fördern. 

Dieser Artikel ist Teil des «Real Estate Service Monitor 2024», welchen Drees & Sommer Schweiz im Jahr 2025 herausgegeben hat. Unter folgendem Link können Sie den Real Estate Service Monitor herunterladen.