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Baulogistik: Gemeinsam läuft’s rund

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Baumaterialien sind knapp, die Kosten dafür hoch. Entsprechend gilt es mehr denn je, strukturelle sowie organisatorische Aspekte der Baulogistik im Projektverlauf (kosten-)stabil zu halten und Verzögerungen in Projekten durch teure Stillstandsphasen oder Ineffizienzen zu vermeiden.

Damit das gelingt, müssen Verantwortliche komplexe Einflussfaktoren und wechselseitige Abhängigkeiten im Blick haben. Baulogistik kann auf drei Ebenen spezifiziert werden: Areallogistik, Baufeldlogistik sowie Baustellenlogistik.

Alle Ebene sind gegenwärtig von den weltweiten Materialengpässen betroffen. Über ein koordiniertes Engpassmanagement werden Materialbestellungen in enger Absprache zwischen allen Projektbeteiligten frühzeitig ausgelöst. Eine frühzeitige Anlieferung von erst später benötigtem Material macht gleichzeitig eine Zwischenlagerungen dessen notwendig und verlangt entsprechende Flächenressourcen im Umfeld der Baustelle. Diese müssen übergreifend organisiert und koordiniert werden.

Auf einer zweiten Ebene ist die Logistik für die einzelnen Baufelder zu bedenken. Ein Beispiel dafür ist die Andienung, das heißt, die rechtzeitige Auseinandersetzung mit der Erschließung der Baufelder im Straßenraum für den Baustellenverkehr. Auf der dritten Ebene geht es um die Organisation der Logistik innerhalb der einzelnen Prozesse beziehungsweise Baustellen des Gesamtprojektes.

Diese drei Ebenen müssen parallel durchdacht und Veränderungen an einer Stelle stets vor dem Hintergrund möglicher Folgen für sämtliche Ebenen analysiert werden. Die Herausforderungen wachsen mit zunehmender Projektgröße und bei Aktivität mehrerer Bauherren auf einem Areal oder in direkter Nachbarschaft.

Wie im Fußballspiel: Der Ball muss laufen

Die wechselseitigen Einflüsse und Abhängigkeiten lassen sich anhand einer Analogie aus dem Ballsport verdeutlichen: Die erste Ebene steht für die Rahmenbedingungen – vom Regelwerk bis hin zur Spielvorbereitung. Ohne die notwendigen Kenntnisse und Trainings wird man das Spiel nicht für sich entscheiden können. Das Baufeld bezieht sich auf die Aufstellung: Von Abwehr über Mittelfeld bis Angriff – jeder muss seine individuellen Aufgaben erfüllen, aber auch die Bedürfnisse und die Funktion der anderen Mitspieler:innen kennen. Die dritte Ebene, die Baustelle selbst, kann mit einem Spielzug mehrerer Teammitglieder gleichgesetzt werden: Der Ball wird nur dann gut laufen, wenn alle Ebenen ineinandergreifen und das Zusammenspiel mit dem restlichen Team – oder den weiteren Baufeldern – funktioniert.

Insbesondere bei großen Bauvorhaben, die sich auf mehrere Baufelder aufteilen, welche in den Händen verschiedener Bauherren und Generalunternehmer liegen, stellt sich die Frage: Ist ein kollaboratives Miteinander möglich? Wo können die Prinzipien der Sharing Economy angewendet werden? Lässt sich beispielsweise eine Zufahrt oder eine Baustelleneinrichtung gemeinsam nutzen? Ein Beispiel für letzteres sind unter anderem Baustellen-Besprechungscontainer. Sie werden meist nur periodisch und für kürzere Zeiträume von Personengruppen genutzt und könnten geteilt werden. Gleiches gilt für Sanitärcontainer. Auf diesem Wege lassen sich nicht nur Kosten reduzieren, sondern bei frühzeitiger Abstimmung auch Parallelplanungen, Interessenskonflikte und Enge auf dem Areal vermeiden.  

Frühzeitig planen statt nachbessern

Je früher die Baulogistik eingebunden wird, desto einfacher lassen sich solche Maßnahmen umsetzen. Der größte Einfluss auf den späteren Bauablauf ist gegeben, wenn schon zu Planungsbeginn der Austausch mit dem Architekturbüro erfolgt. Das heißt unter Umständen: Die baulogistischen Überlegungen starten mehrere Jahre vor Baubeginn. Verbreiteter in der Praxis ist allerdings mitunter die Nacharbeit während des bereits gestarteten Bauablaufs. Doch derart spät einzugreifen, ist ein schwerfälliges Unterfangen: Man verliert sich in den kleinteiligen Ineffizienzen vor Ort, die beteiligten Firmen sind häufig für neue Strukturen nicht mehr offen und so wächst der Personalaufwand, während die Aussichten auf Erfolg oft begrenzt sind.

Kommunikation ist das A und O

Neben der Frühzeitigkeit struktureller Überlegungen ebenfalls unabdingbar ist eine intensive Kommunikation: Es gilt, das Silodenken der einzelnen Projektbeteiligten und Gewerke aufzubrechen. Statt die individuellen Aufgaben isoliert zu betrachten, sollten im Austausch gemeinsame Chancen gesucht und Synergien realisiert werden. Für den reibungslosen Projektablauf ist letztendlich jede Partei gleichermaßen entscheidend.

Insgesamt gilt: Wer bereit ist, frühzeitig in entsprechende Überlegungen und Gespräche zu gehen und wer zudem bereit ist zu teilen, der kann in seiner Baulogistik von Effizienzgewinnen profitieren.