Mehr Augenhöhe im Austausch

Auf den Punkt gebracht – drei Fragen an Christoph Blessing, Prokurist und Leiter der Abteilung Immobilienmanagement & Zentrale Dienste bei der Adolf Würth GmbH & Co. KG. Im Rahmen der Designing the Future Initiative haben wir Herrn Blessing nach seiner Meinung zum Bauen von morgen gefragt. 

Sein Wunsch: „Ich wünsche mir, dass wir uns wieder stärker auf das Notwendige besinnen. Auch wenn wir wahnsinnig viele technische Möglichkeiten haben: Less is more!“

Christoph Blessing hat seine Wurzeln im Handwerk: Er war Zimmerergeselle bei einem Holzbauer, bevor er in München Architektur studierte und jahrelang in der klassischen Planung tätig war. In dieser Zeit lernte er die Investoren- und Bauherren-Seite kennen. Bevor er vor drei Jahren zu Würth nach Künzelsau kam, verantwortete er als Niederlassungsleiter eines größeren Generalplanungsbüros zwei Standorte. Bei Würth ist der zweifache Familienvater verantwortlich für die Bereiche Immobilienmanagement und Zentrale Dienste – und damit auch zuständig für die Einhaltung von konzernübergreifenden Standards.  

Was ist Ihre Erwartungshaltung an das Bauen von morgen und wie kann Würth dazu seinen Beitrag leisten?

Blessing: Wir erleben einen extremen gesellschaftlichen Umbruch. Ein Büro- und Verwaltungsgebäude oder ein Campus müssen heute mehr leisten als reine Arbeitsumgebungen zu sein. Die veränderten Anforderungen, insbesondere von jüngeren Leuten, ans Leben schlagen sich darin nieder, wie sie arbeiten wollen und wie Gebäude aussehen müssen. Dem stellen wir uns bei Würth, ohne das Altbewährte aufzugeben, das uns auszeichnet. Mit unserem geplanten Hochhaus als „Skulptur der Nachhaltigkeit“ wollen wir ein Signal setzen. Wir wollen etwa die Vorteile des modularen Bauens nutzen, werden aber nicht umhin kommen teilweise Sonderlösungen zu wählen. Wichtig ist außerdem – das verfolgen wir seit über zwei Jahren bei unserem Immobilienbestand verstärkt –wir investieren mehr in den Lebenszyklus der Gebäude. Wir fragen uns: Was lernen wie über die Kosten des Betriebs und inwieweit können wir das schon bei der Planung neuer Gebäude berücksichtigen? Wie können wir unsere Bestandsgebäude mit ihrer guten Struktur sanieren und mit neuen Technologien und erneuerbaren Energien aufwerten, dass sie danach trotzdem noch in den Würth-Kosmos passen? Das ist alles nichts Neues, wird aber in der gesamten Branche bislang kaum gemacht.

Ihr neuer Würth-Tower soll eine Skulptur der Nachhaltigkeit werden. In welcher Form wird damit das Bauen von morgen bereits heute umgesetzt?

Blessing: Eigentlich ist es ja so: Wenn wir heute schon alle Chancen nutzen würden, bräuchten wir uns nicht so sehr über das Bauen von morgen unterhalten. Wir haben ehrgeizige Ziele, einen Masterplan, den wir sukzessiv abarbeiten. Wir haben intern intensiv bei allen Stakeholdern die Bedürfnisse abgefragt, was in einer umfangreichen Ausschreibung für einen Architekturwettbewerb mündete. Die Art der Bauweise haben wir absichtlich offengelassen, nur zum Ausdruck gebracht, dass sie nachhaltig, ressourcenschonend und energiesparend sein soll. Von den zwölf Arbeiten, die wir bekommen haben, hat nur eine einzige konventionell geplant, zwei sind mit dem Baustoff Recyclingbeton eingestiegen, was auch eine erwähnenswerte Lösung ist, neun haben einen Holzbau präsentiert.

Inwiefern wird das engere Zusammenspiel von Bauunternehmen, Architekten und Investoren das Bauen verändern?

Blessing: Wir pflegen traditionell partnerschaftliche Verbindungen zum Handwerk, weil wir von ihm leben und das Handwerk fördern und als wichtigen Bestandteil der Gesellschaft und der Wirtschaft sehen. Das zahlt sich im Umgang mit den Bauunternehmen aus. Wir hören ihnen zu, wir binden sie früh ein. Generell fehlt die tiefgreifende Auseinandersetzung mit allen Themen des Bauens heute häufig aus Zeitgründen, was zu einem absoluten Chaos an Planungsänderungen, Störungen im Bauablauf und Vernichten von Ressourcen führt. Ich denke, wir sollten uns mehr rückbesinnen, sollten Projekte wieder partnerschaftlicher angehen und uns mehr auf Augenhöhe begegnen. Ziele erreichen wir nur gemeinsam, nicht wenn jeder eigensinnig nur seine eigenen Interessen verfolgt. Deshalb sollten wir zum obengenannten Kreis der Beteiligten auch die Kommunen zählen. Unsere Beziehungen zu den Behörden und Bauämtern sind sehr gut. Wir bekommen nichts geschenkt, aber die gleiche Verlässlichkeit zurück, die wir ihnen bieten. So erfahren wir schnell, in welche Richtung etwas gehen kann und in welche nicht. Und was die Investoren angeht: Wir agieren fast ausschließlich investorenfrei, merken aber trotzdem, dass man mit Standardgebäuden niemanden mehr begeistern kann. Da muss es schon in Richtung Green Building gehen, da muss eine Haltung dahinterstecken. Und diese Haltung leben wir bei Würth.

HIER finden Sie weitere Informationen zu der Initiative Designing the Future.