Mehr Modularität wagen

Auf den Punkt gebracht – drei Fragen an Robert Kohler, Geschäftsführer bei der ADK Modulraum GmbH, und Stefan Egelhof, bei ADK zuständig für die Bereiche Forschung, Entwicklung, Fort- und Weiterbildung. Im Rahmen der Designing the Future Initiative haben wir Herrn Kohler und Herrn Egelhof nach ihrer Meinung zum Bauen von morgen gefragt.

Robert Kohlers Wunsch: „Ich wünsche mir, dass die Spielkasinomentalität aufhört, die dazu führt, dass Gebäude fast wie Aktien behandelt werden. Wo es um Lebensräume für Menschen geht, sollte niemand auf Gewinnmaximierung aus sein. Wohnraum sollte für alle bezahlbar bleiben.“

Stefan Egelhofs Wunsch: „Ich wünsche mir, dass eine bedarfsorientierte Planung wieder einen höheren Stellenwert bekommt, statt sich wie derzeit häufig nur nach der Verfügbarkeit von Ressourcen auszurichten. Zu sagen: Planung darf nichts kosten, nur das Gebäude darf etwas kosten – das kann nicht funktionieren.“

 

Was ist Ihre Erwartungshaltung an das Bauen von morgen und wie positioniert sich ADK dahingehend?

Kohler: Als Unternehmen wollen wir dem sich verändernden Markt so gute Produkte bieten, dass wir gesund weiterwachsen können. Beim Bauen von morgen müssen wir die Themen Ressourcenschonung und CO2-Einsparungen unbedingt in den Griff bekommen, was z.B. mit Zement per se schwer wird. Heute muss bei Gebäuden bis auf das Fundament nichts mehr betoniert werden. Mein Appell an die Architekten lautet: Beschäftigt euch mehr mit den vielen spannenden, alternativen Bauweisen. Wir haben z.B. in der Nähe ein altes Pflegeheim. Dieser in den 70er Jahren entstandener Betonbunker ist nicht mehr sanierbar und steht seit über 14 Jahren leer, weil der Abriss zwei bis drei Millionen Euro kosten würde. Solche Probleme bekommen wir künftig mit Betonbauten in großen Dimensionen. Bei modular gebauten Gebäuden in Holz-Hybrid-, Holzrahmen- oder Stahlbauweise ist das Material zum Großteil recycelbar und wird somit wiederverwertet.

Egelhof: Das Schöne an der modularen Bauweise ist, dass sich Bausteine einfach wiederverwerten und umnutzen lassen. Ich werde auf Vorträgen oft gefragt, wie viele Gebäude wir schon vergrößert, verkleinert oder umgenutzt haben. Das ist tatsächlich keine große Masse, aber das liegt weniger am Werkzeug, das wir zur Verfügung stellen, sondern eher an den Bauherrn und Planern, die noch zu wenig Sicherheit im Umgang mit diesem Werkzeug haben.

Wie können wir zukünftig das Potenzial des modularen Bauens noch mehr ausschöpfen und welche Vorteile sind damit verbunden?

Kohler: Beim seriellen Bauen droht die Gefahr, dass jedes Gebäude wie das jede Hütte wie die andere aussieht. Da muss ich vereinheitlichen und standardisiert bauen – nach allen Vorschriften. Schöne, unterschiedliche Architektur ist aber auch in der Modulbauweise möglich. Und zwar erst recht dann, wenn wir durch BIM zu einer Planung in der Lage sind, die von Robotik abgelesen werden kann. Momentan braucht es noch hochspezialisierte Programmierer, die dem Roboter jedes Mal ein neues Programm erstellen müssen. Das kostet dreimal so viel wie ein Schweißer. Die Brücke zwischen individuellem und seriellem Bauen oder zwischen effizientem und günstigem Bauen zu schlagen, ist nicht so einfach. Aber dafür gibt es unterschiedliche Anbieter für modulares Bauen. Die einen sind sehr seriell unterwegs, was man ihren Gebäuden auch ansieht. Die anderen, wie wir, haben eher individuelle Projekte. Wer beides machen will, muss im Prinzip zwei Linien aufbauen.

Egelhof: In der Automobilbranche entsteht Vielfalt ebenfalls durch die unterschiedlichen Hersteller. Da fragt sich keiner, wo die Individualität bleibt. Da müssen wir beim seriellen Bauen auch hin.

Wie stellen Sie sich die ideale Zusammenarbeit mit Architekten vor?

Kohler: Das Honorar ist maßgeblich. Nur der ordentlich bezahlte Architekt kann gute Leistung bringen. Wir haben das Problem, dass wir mit Architekten konkurrieren, quasi einen Teil ihrer Leistung wegnehmen, indem wir die Bauteile bei uns im Werk fertigen und sie diese nicht separat ausschreiben, vergeben oder den Einbau betreuen können. Viele Architekten fühlen sich von uns eher angegriffen und wollen nicht auf diese Bauweise einsteigen.

Egelhof: Wenn wir ehrlich sind, müssen wir feststellen: Kaum ein Architekt macht heute noch alles, was in den Leistungsphasen eins bis drei beschrieben ist. Aber genau das sind die Leistungsphasen, die letztlich entscheiden, ob das Gebäude für den Nutzer zum Erfolg wird oder nicht. Es wäre schön, wenn sich die Architekten von uns nicht beschnitten fühlen würden, sondern darin bestärkt, sich auf die qualitative, konzeptionelle Arbeit eines Entwurfs zu konzentrieren. Die Umsetzung ab der Leistungsphase fünf dürfen sie gern uns überlassen.

 

Biografie:

ADK ist einer der marktführenden Hersteller von Gebäuden in modularer Bauweise. In den Werkshallen im schwäbischen Neresheim werden seit 2004 Neubauten und Bestandserweiterungen auch für höchste Sicherheits- und Hygienestandards realisiert. Die Referenzen erstrecken sich quer durch viele Bereiche: Krankenhäuser, Pflegeeinrichtungen, Labore und Reinräume, Verwaltungs- und Bildungseinrichtungen, sowie Bundesbauten - weltweit. Robert Kohler ist ein Mann der ersten Stunde, Mitgründer, Inhaber und aktiver Geschäftsführer, des inzwischen 300 Mitarbeiter starken Unternehmens.

„Lösungen für scheinbar unlösbare Probleme zu finden“, das bezeichnet Stefan Egelhof als seine größte Herausforderung. Bei ADK suchte und fand er die Chance, sich weltweit anspruchsvollen Bauprojekten zu widmen. Vor seinem Einstieg ins Unternehmen 2019 absolvierte er eine Lehre als Bauzeichner, studierte an der Universität Stuttgart Architektur und war für mehrere Architekturbüros tätig.

 

HIER finden Sie weitere Informationen zu der Initiative Designing the Future.