Dank Digitalisierung ist es scheinbar nur noch digital möglich, mit jedem Menschen in Kontakt zu treten. Eine Möglichkeit, das zu ändern ist: Postcrossing! Der Begriff „Postcrossing“ bezeichnet das Verschicken und Empfangen von Postkarten in der ganzen Welt. Seit einigen Jahren tauchen immer häufiger Postkarten aus aller Herren Länder in Briefkästen auf. Diese haben Menschen geschrieben, die sich damit die Zeit vertreiben und ihre Mitmenschen durch kleine Botschaften erfreuen möchten. Anstelle der üblichen Musterpost werden einzigartige Postkarten verschickt, die Begegnungen hervorrufen sollen und viele Emotionen auslösen.
Das Projekt „Postcrossing“ gibt es seit 2005 und ist mittlerweile ein großer Erfolg. Der Portugiese Paulo Magalhães startete das Projekt mit dem Ziel Postkarten in der ganzen Welt zu verteilen. Dabei lernen die Mitglieder die Kultur anderer Länder kennen und können neue Freundschaften schließen. Drees & Sommer-Mitarbeiterin Felicitas Bauschen ist Teil der Community. Sie sagt, dass sie während des Lockdowns dank der Postkarten wieder das Schreiben mit dem Stift für sich entdeckt hat. Seit August 2020 ist sie eine von über 800.000 Mitgliedern der Postcrossing-Community. Gerade während des Homeoffice ist das kreative Schreiben eine gute Abwechslung.
Warum und wie tritt man der Postcrossing-Community bei?
Beitreten möchte sicherlich jeder, der gerne Post erhält – und wer tut das denn nicht? Außerdem macht es Spaß, von Dingen und Menschen an den verschiedensten Orten der Welt zu erfahren. Wie es die Postcrossing-Website schon selbst verrät: Der eigene Briefkasten kann zu einer regelrechten Überraschungskiste werden. Beinahe wie ein Adventskalender, der niemals endet.
Das Ganze funktioniert wie folgt:
Als erstes müssen Sie sich auf der Website der Postcrossing-Community registrieren. Danach können Sie eine Postkarte anfordern. Sie erhalten dann die Adresse eines zufälligen Mitglieds und eine Postkarten-ID. Anschließend können Sie eine Nachricht schreiben und Postkarten-ID sowie Adresse anführen. Zum Zweck der internationalen Kommunikation nutzt man Englisch als Verständigungssprache. Mit einer Briefmarke wandert die Karte dann im nächsten Schritt in den Briefkasten. Wenn Ihre Karte angekommen ist, registriert sie der Empfänger oder die Empfängerin mit der ID-Nummer online. Ab dann sind Sie berechtigt, Postkarten von einem neuen Mitglied zu erhalten. Sie dürfen sich im nächsten Schritt also erstmal auf Ihre erste Postkarte freuen. Wenn Sie die Post erhalten haben, ist es dann an Ihnen, die Karte zu registrieren, damit sich auch der Nächste über eine Karte freuen kann. Das dauert Ihnen zu lange? Das tut es nicht, wenn Sie gleich mehrere Postkarten auf einmal losschicken. Denn beim Postcrossing heißt es: Je mehr Sie verschicken, desto mehr erhalten Sie zurück.
Hier kommen Sie zur Postcrossing-Community: Postcards connecting the world - Postcrossing
Schreiben mit Kreativität und Besinnung
Besonders spannend am Postcrossing ist es, sich unbekannten Menschen mitzuteilen. Über die Postkarten können wir Neues erfahren und im Schreibprozess auch etwas über uns selbst lernen. Die Karten auszusuchen und zu schreiben, fördert nicht nur die Kreativität, sondern hat auch gleichzeitig eine therapeutische Komponente. Während des Schreibens besinnen wir uns auf das Hier und Jetzt, die Welt und unsere persönlichen Probleme werden gleich viel kleiner. Aus diesem positiven Gedanken heraus treten sicher viele Leute der Postcrossing-Community bei. Andere nutzen die Karten womöglich, um sich Leid und Kummer von der Seele zu schreiben. Auch dabei kann das Kartenschreiben helfen.
Felicitas Bauschen von Drees & Sommer sagt, sie wäre „oldschool“ und hätte schon immer gerne auf Postkarten und Briefe zurückgegriffen.
Ist es denn eigentlich „OUT“, Postkarten in unserer digitalen Welt zu schreiben?
Der nächste Gedanke, der sich an das Thema Post anschließt, ist häufig die Frage nach der Nachhaltigkeit. Wie nachhaltig ist es generell, Postkarten in der Welt zu verschicken? Was wird aus Porto, Versand und Papier?
In außergewöhnlichem Maß umweltbelastend ist das Versenden der Karten unterm Strich nicht. Nutzung und Betrieb von WhatsApp, Facebook und unseren E-Mail-Accounts stößt letztlich nämlich viel mehr CO2 aus als der Versand einer Postkarte. Der Umstieg auf analoge Kommunikation wäre daher generell gar keine so blöde Idee. Trotzdem bleibt auch hier klar: Ohne das Internet könnten die Postcrosser ihre Kontaktdaten nicht miteinander teilen. Was digitale Nachrichten im Hinblick auf die damit in Zusammenhang stehenden CO2-Emissionen so problematisch macht, ist deren Masse – und die dafür permanent vorzuhaltende Infrastruktur: Eine E-Mail ohne Anhang verursacht bereits etwa zehn Gramm CO2. Das entspricht etwa der Klimabilanz einer Plastiktüte. Besonders energieintensiv ist es aber, die Milliarden Server, die für unseren Datenaustausch im Einsatz sind, zu kühlen. Und: Fragen Sie sich an dieser Stelle einmal, das wievielte Handy oder den wievielten Laptop sie bereits nutzen? Der französische Fernsehsender France Télévision berechnete 2019, dass eine Angestellte oder ein Angestellter am Tag etwa so viel Treibhausgas produziert, wie eine elf Kilometer lange Autofahrt verursacht. Dazu kommen noch etwa zwölf Liter Wasser für die Kühlung der Server. E-Mails und unzählige Newsletter sind demnach durch ihre schiere Menge schädlicher für die Umwelt als das Versenden von ein paar hundert Postkarten.
To Wrap It Up
Postcrossing ist ein angesagter Ausflug in die analoge Welt und auch im Sinne der Nachhaltigkeit demnach absolut „IN“. Es gibt daher mit gutem Grund immer mehr Menschen, die sich dafür interessieren. Ob aus Zeitvertreib oder um sich zu sammeln. Kontakt zu Menschen auf der ganzen Welt zu knüpfen, macht diese Form des Postkartenschreibens so einzigartig.
Quellen:
Postcards connecting the world - Postcrossing
Postcrossing Love
Werbung per Brief und E-Mail: Der CO2-Verbrauch im Vergleich (selfmailer.com)
Eine E-Mail ist genauso klimaschädlich wie eine Plastiktüte - ÖKO-TEST (oekotest.de)