ESG auf der großen Bühne

Wie Nachhaltigkeit zum Headliner wird

Man schreibt das Jahr 2008. Zwischen wummernden Bässen, abgebrannten Zelten und zurückgelassenen Müllbergen steht Claudio Tschätsch auf dem Festivalgelände von Rock am Ring. Die Stimmung ist ausgelassen, doch er wird nachdenklich: „Wir haben doch nur diesen einen Planeten.“ Ein Moment, der sich wie ein Ohrwurm bei ihm einbrannte.

Wofür steht ESG?

Wer sich in die ESG-Welt einliest, stolpert schnell über weitere Abkürzungen wie CSRD, SFDR oder LKSG. Was zu Beginn verwirrend scheint, ist laut Claudio Tschätsch „eigentlich ganz einfach“.

ESG steht für Environmental, Social und Governance – also Umwelt, Soziales und Unternehmensführung. Drei Dimensionen, die nachhaltiges Handeln für Unternehmen messbar machen. Für Organisationen strukturieren sie essenzielle Fragen wie: Wie gehen wir mit Ressourcen um? Wie gehen wir mit Menschen entlang der Wertschöpfungskette um? Und wie führen wir unsere Organisation transparent, fair und regelkonform?
 

Ist ESG gleich Nachhaltigkeit?

Obwohl ESG und Nachhaltigkeit oft in einem Atemzug genannt werden und vieles gemeinsam haben, gilt es die beiden Begriffe zu unterscheiden. Nachhaltigkeit beschreibt ein übergeordnetes Ideal. Die Landeszentrale für politische Bildung versteht darunter, die Bedürfnisse der Gegenwart so zu befriedigen, dass die Möglichkeiten zukünftiger Generationen nicht eingeschränkt werden. ESG verfolgt diesen Ansatz mit konkreter Struktur. Mit klaren Kriterien, messbaren Zielen und gesetzlichen Vorgaben macht ESG nachhaltiges Handeln steuerbar und berichtspflichtig.
 

Ist ESG Pflicht?

Egal ob in der Industrie, im Finanzsektor oder in der Immobilienwelt: Der Druck durch immer strengere Umweltauflagen steigt seit Jahren. Ab einer bestimmten Größe müssen Unternehmen inzwischen nachweisen, dass sie ganzheitlich und nachhaltig wirtschaften. Andererseits: Die Regelungen aus der Politik setzen auch klare Zielvorgaben. So bietet der europäische Green Deal Definitionen und Strategien, was Klimaneutralität bedeutet und wie diese erreichbar ist.  veröffentlichte der Internationale Gerichtshof sein erstes Gutachten zur Klimakrise. Darin legte er völkerrechtliche Pflichten der Staaten zum Klimaschutz fest und definierte mögliche Konsequenzen bei Nichterfüllung. Obwohl das Gutachten nicht rechtlich bindend ist, hat es Signalwirkung für Staaten und deren Industrien und Unternehmen. Es gibt Ländern, die besonders vom Klimawandel betroffen sind, rechtlichen Rückenwind und belebt die globale Debatte um Verantwortung und Entschädigungen neu.
 

ESG-Vorgaben treffen auf digitale Lösungen

Je nach Branche fällt der Umgang mit den ESG-Regularien unterschiedlich aus. Die Finanzwelt hat die ESG-Vorgaben bereits verinnerlicht. Der Industriesektor setzt sich zunehmend mit seinen Lieferketten und seinen Wertschöpfungsprozessen auseinander. Und die Immobilienbranche kämpft teils noch mit fehlenden Daten. Grund: Ein zentraler Hebel für mehr Nachhaltigkeit liegt in der CO₂-Bilanz von Gebäuden. Claudio Tschätsch stellt fest: „Zunächst muss ich wissen, was verbraucht eine Immobilie an Energie, Wasser, CO₂ und Materialien?“ Für ihn ist klar: „Wir brauchen einen zentralen Ort, an dem alle relevanten Daten zusammenfließen. Nur so sind wir in der Lage, sinnvoll damit zu arbeiten und fundierte Entscheidungen zu treffen.“

Hier sieht der ESG-Experte eine große Chance in digitalen Plattformen und Künstlicher Intelligenz, die Informationen zu bündeln und mit den Anforderungen je nach Projektart abzugleichen – egal ob Neubau oder Bestandssanierung. Denn die regulatorischen Vorgaben sind je nach Immobilientyp verschieden. Digitale Tools sammeln relevante Daten und zeigen, welche ESG-Kriterien erfüllt werden müssen. So lassen sich Vorgaben nicht nur einhalten, sondern auch gezielt nutzen.
 

Strategie statt Stillstand: Nachhaltigkeit mit Plan

Laut Claudio Tschätsch kommen wir nur zu mehr Nachhaltigkeit, wenn wir uns feste Ziele setzen und dafür konkrete Handlungen vornehmen. Er ist überzeugt: „Ich darf als Unternehmen nicht warten, bis der Markt mich definiert. Es geht darum proaktiv zu handeln.“ Wer nachhaltig sein will, muss sich selbst reflektieren, den eigenen Status quo analysieren und einen klaren Transformationsplan erstellen. Nicht zuletzt sind Mut und Optimismus entscheidend, um aus der Pflicht zur Nachhaltigkeit eine Chance zu formen. Claudio bringt es auf den Punkt: „Nachhaltigkeit ist gerade modern, die Gesellschaft fordert es und der Gesetzgeber schreibt es vor. Wenn ich jetzt auch noch einen wirtschaftlichen Vorteil dadurch erhalte, habe ich doch alle Fliegen mit einer Klappe geschlagen.“  Nachhaltigkeit ist kein Trend mehr – sie ist Erwartung, Verpflichtung und Potenzial zugleich. Was früher im Hintergrund spielte, steht jetzt im Rampenlicht und ESG wird zum Star der Transformation.

ESG-Ziele auf einen Blick:

  • 2050: will die EU als erster Kontinent klimaneutral sein.
  • >1 Billion: Euro soll der Investitionsplan für den EU Green Deal bis 2030 mobilisieren.
  • 93 %: der europäischen Investoren berücksichtigen ESG-Themen in ihrem Investmentansatz.
  • 55 % weniger Netto-Treibhausgasemissionen bis 2030 gegenüber 1990 ist ein Ziel des Green Deals.
  • 3 Milliarden zusätzliche Bäume in der EU sollen bis 2030 gepflanzt werden.

Hier erfahren Sie, wie Sie ESG-Regularien in Ihrem Unternehmen einführen und erfüllen: ESG-Beratung-und-Management

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