„Ökosystem statt Alleingang“

Durch Matching und Netzwerk die Startup-Kultur voranbringen: Die Plattform CREATORS will Gründer unterstützen und mit Partnern zusammenbringen. Michael Aechtler, Leiter Innovation Services und Nathanie Ursinus-Vasiliadis, Senior Consultant Innovation Center, über die Ziele, die das Unternehmen damit verfolgt.

Das Interview führte Harald Czycholl-Hoch, freier Wirtschaftsjournalist

Geschäftsideen realisieren, Kooperationen aufbauen, die Entwicklung beschleunigen und im Unternehmen etablieren: Das sind die Ziele der von Drees & Sommer ins Leben gerufenen Innovations-Plattform CREATORS. Zugeschnitten auf jede Entwicklungsphase will die Plattform Startups, Unternehmen und Talente dabei unterstützen, ihre Ideen zukunftsorientiert und zielgerichtet voranzubringen. Die Basis dafür bilden ein umfassender Freiraum für Kreativität – und mehr als 50 Jahre Branchenerfahrung. Im Interview erklärt Michael Aechtler, Leiter Innovation Services Drees & Sommer, wie die Plattform die Digitalisierung in der Immobilienbranche voranbringen soll.

Was war die Mo­ti­va­ti­on zum Auf­bau von CREA­TORS?

Michael Aechtler: Die Überzeugung, dass wahre, skalierbare Innovationen nur im gemeinsamen Austausch entstehen. Deshalb ist es unser Ziel, mit CREATORS und den einzelnen Bausteinen ein lebendiges Ökosystem in der Bau- und Immobilienbranche zu kreieren – mit Startups, großen Corporates, erfahrenen Mittelständlern, Venture Capital- und anderen Geldgebern, Universitäten und weiteren Wissensträgern sowie Querdenkern aus weiteren Industrien.

Wann sind Sie ge­star­tet?

M. A.: Mit Creators sind wir letzten Herbst gestartet. Unser Tool „Creators Match“, das ein gezieltes Matching von Corporates und Startups ermöglicht, haben wir zur letzten Expo Real im Oktober 2019 gelauncht. Davor hatten wir mit „Start it up!“ ein ähnliches Tool, das wir aber nur intern zum Matching genutzt haben. Im Sinne des Ökosystem-Gedankens, den wir leben, haben wir Creators Match auch für suchende Unternehmen und Partner geöffnet. Wir bringen gezielt bedarfs- und Use-Case-orientiert Corporates und Startups zusammen. Unsere Idee und unser Ziel ist, den Corporates aufzuzeigen, dass es viele innovative Player gibt, die entlang der gesamten Wertschöpfungskette innovative Lösungen bieten können. Wir sehen uns hier als Enabler, der die Kooperation begleitet. Es gibt bereits zahlreiche registrierte Nutzer – wir haben etwa 110 Registrierungen. Durch eine Anbindung an eine Startup-Datenbank finden Unternehmen weitere passende Startups.

Kön­nen Sie ein Bei­spiel nen­nen, wie das Kon­zept in der Pra­xis funk­tio­niert?

M. A.: Nehmen wir an, ein Unternehmen im Bereich IoT/Smart Building sucht einen Technologiepartner. Durch den Matching-Algorithmus von CREATORS kann es nun passende PropTechs für den konkreten praktischen Anwendungsfall finden. Der Match ist aber nur ein Baustein unserer Innovation Services und eignet sich gut für eine erste Suche. Im konkreten Fall können wir dann mit weiteren Tools, unserem Ökosystem und unserer Expertise persönlich dabei unterstützen, eine Kooperation aufzubauen und zu managen.

Funk­tio­niert das Matching über vor­ge­ge­be­ne Ka­te­go­ri­en oder ist auch eine in­di­vi­du­el­le Ein­ga­be mög­lich?

M. A.: Bei der Registrierung werden relevante Technologien und Phasen des Immobilienlebenszyklus abgefragt. Diese „Matching-Points“ bilden die Basis für automatisierte, auf das Profil zugeschnittene Match-Vorschläge. Neben der Auswahl vorgegebener Kategorien können die Nutzer die Suche durch individuelle Tags weiter spezifizieren.

Ist es mög­lich, dass je nach Suche meh­re­re Prop­Techs als Re­sul­tat an­ge­zeigt wer­den?

M. A.: Das ist natürlich möglich. Das Tool ist ähnlich einer Datingplattform aufgebaut. Für das Kennenlernen erscheinen alle zum Suchprofil passenden Startups in einem Slider. Findet man beim Durchblättern einen interessanten Vorschlag, so kann direkt ein Match ausgelöst werden.

Gibt es die Mög­lich­keit einer Part­ner­schaft zwi­schen Un­ter­neh­men und Start­up?

M. A.: Das sollte immer das Ziel sein und die Form der Partnerschaft kann ganz unterschiedlich ausgestaltet sein: Beteiligung, Lizenzmodelle, Kooperation in Projekten und viele weitere Ansätze sind denkbar. Hier muss man individuell die optimale Form der Partnerschaft und Kooperation finden. Wir haben in diesem Bereich durch eigene Projekte weitreichende Erfahrungen, die wir den Partnern und Kunden gern zur Verfügung stellen.

Sehen Sie die Nut­zer auf Cor­po­ra­te-Seite eher am An­fang der Di­gi­ta­li­sie­rung oder be­reits in einer fort­ge­schrit­te­nen Phase?

Nathanie Ursinus-Vasiliadis: Wir sehen, dass sich die Unternehmen mit dem Thema Digitalisierung beschäftigen und sich auch verstärkt für die Zusammenarbeit mit Startups öffnen. Es gibt aber noch große Potenziale und häufig die Unsicherheit bei der Suche nach den passenden Startups, dem Aufsetzen der Kooperation, dem Kreieren von Geschäftsmodellen und vielem mehr. In diesem Bereich haben wir weitreichende Erfahrungen und können mit unserer Expertise und unserem Ökosystem dabei unterstützen, Digitalisierung und Innovation in der Branche voranzubringen. Ökosystem statt Alleingang – das war unser Ansatz zur Schaffung von CREATORS.

Wel­chen kon­kre­ten Nut­zen ver­spricht sich denn Drees & Som­mer von einer sol­chen In­no­va­tions-Platt­form?

N. U.-V.: Wir sind immer auf der Suche nach spannenden Startups und Partnern und pflegen unsere Kontakte in den Innovations-Ökosystemen. Wir sind Verfechter des Gedankens eines offenen, lebendigen Ökosystems und einer branchenübergreifenden Zusammenarbeit. Beispielsweise kann ein KI-Startup, das bisher vorrangig für andere Branchen Lösungen entwickelt hat, auch sehr schnell für die Real Estate- und Construction-Branche eine Lösung entwickeln und skalieren. Denn wir wollen bei Drees & Sommer Innovationstreiber sein und unseren Kunden die besten Lösungen anbieten können.

Michael Aechtler, Leiter Innovation Services bei Drees & Sommer

Seit Februar 2019 ist Michael Aechtler als Leiter Innovation Services bei der Drees & Sommer SE beschäftigt. Zudem ist er Gründer von Next Entrepreneurs Organisation gUG, in der die Generation Z gemeinsam mit Startups innovative Lösungen für die Zukunft entwickelt. Zuvor war Michael Aechtler als Head of Committee „Startups & Young Business“ bei der IHK Region Stuttgart tätig. Erfahrungen als Berater sammelte er zudem bei der MOSAIQ MEDIA GmbH sowie der LINGNER Consulting New Media GmbH.


Nathanie Ursinus-Vasiliadis, Senior Consultant Innovation Center bei Drees & Sommer

Nathanie Ursinus-Vasiliadis ist studierte Medienwirtschaftlerin und leitet das Innovation-Scouting bei Drees & Sommer. Ihre Hauptaufgabe besteht darin, Potenziale von relevanten Startups sowie Branchentrends zu identifizieren und diese in Innovations- und Digitalisierungsprojekten innerhalb von Drees & Sommer sowie in Kundenprojekten einzubringen. Mit „Creators Match“ hat sie ein branchenweites und systematisiertes Matching-Tool aufgebaut, um die Kooperation etablierter Unternehmen und innovativer Startups wesentlich zu unterstützen.



Dossier „Arbeitswelt reloaded“

Die Corona-Pandemie hat viele Entwicklungen beschleunigt, die über kurz oder lang ohnehin auf die Immobilienbranche zugekommen wären – gerade mit Blick auf die Digitalisierung und Nachhaltigkeit. Sicher ist: Büros wird es weiterhin geben, geben müssen. Was sie dabei auszeichnet, welche Aspekte für den Arbeitsort künftig wichtig sind und für alle, die mit ihm in Verbindung stehen, widmen wir uns in zahlreichen Beiträgen und Interviews in unserem Dossier „Arbeitswelt Reloaded“.

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