Abschlussforum der Themenreise am 16.11.2022 in Berlin

Die Themenreise ist kein Alleingang - You never walk alone.

Die Themenreise 2022 unter dem Motto „Rethink, Reform, Renew – Oder wie lautet die europäische Erfolgsrezeptur“ machte zum Abschluss des Jahres Halt in der Berliner Malzfabrik. Mit circa 130 Gästen vor Ort und digital traten die Teilnehmenden mit den Impulsgebenden und Panelisten in den Diskurs.

Vortag

Innovationsworkshop @ IoT Campus von Bosch

Am Vortag begrüßte Bosch zum Innovationsworkshop an seinem IoT Campus. Nach einem Impulsvortrag zum Thema „Metaverse“ von Michael Aechtler, Creators @ Drees & Sommer diskutierten Johanna Bath, talentista now; Sebastian Galla, Unternehmerkraft Group; Oliver Mack, Macom und Francois Heynike, KPMG Law zum Thema „Rethink Reality – The Metaverse“. Anschließend wurden in den inspirierenden und kreativen Workshopräumen von Bosch neue Use Cases erarbeitet, in welchen Bereichen des Lebens das Metaverse ebenfalls Lösungsansätze bieten könnte.

Berlin Decks

Abends lud BEOS in  den Gewerbecampus, dessen Revitalisierung kürzlich begonnen hat, die Berlin Decks ein. Tony Paumer startete mit dem ersten Impuls des Abends „Berlin Decks – vom Industriestandort zum nachhaltigen Forschungs- und Medienquartier“. Danach folgten Impulse von Malte Kendel (Tesla) zur Zukunft der urbanen Mobilität sowie von Michael Rewald (Blackeight) zum integrierten Nachhaltigkeitsmanagement als Wettbewerbsvorteil. Danach klang der Abend gemeinsam bei Networking kulinarisch aus.

Themendialog am 16.11.

Keynote „Wie lautet die europäische Erfolgsrezeptur?“ mit anschließender Diskussion Christoph Bornschein, TLGG

Die Eröffnungskeynote am Haupttag hielt Christoph Bornschein, CEO und Gründer der TLGG unter der Überschrift „Wie lautet die europäische Erfolgsrezeptur?“.

Bornschein stellte klar heraus, dass ein „müsste mal“ nicht reicht um voranzukommen. Vielmehr ist ein Aufbrechen der (Daten)Silos und eine Dezentralisierung der Daten notwendig, um weiterhin am Markt wettbewerbsfähig zu sein. Der Schlüssel hierfür liegt unter anderem in der europäischen wertebasierten Datennutzung, der Dateninfrastruktur und der Regulatorik, wenn es um die Datenteilung geht. Entlang der Wertschöpfungsketten müssen Daten integriert werden. Zudem ist mehr Intersektoralität notwendig. Die Politik und Industrie müssen mehr zusammenarbeiten, denn Ökosysteme, die sich gegenseitig befruchten und zusammen arbeiten, werden stärker gebraucht denn je.

Zur Präsentation

Paneldiskussion „Quo vadis Energiewende - Worauf kommt es an?“

Matthias Deeg, Horváth & Partners | Jasmin Kaboni-Voit, RWE | Dr. Stefan Kaufmann, Clean World Hydrogen Consulting | Carsten Pöhl, BP Europe | Johannes Rieger, K1-MET

Matthias Deeg, Jasmin Kaboni-Voit, Dr. Stefan Kaufmann, Carsten Pöhl und Johannes Rieger waren die Speaker der Paneldiskussion mit dem Titel „Quo vadis Energiewende - Worauf kommt es an?“. In der Diskussion wurden die Themenblöcke „Energiewende – Eigentlich nichts Neues“, „Energiekrise“ und „Ausblick“ behandelt. Mit der neuen Bundesregierung habe sich einiges verändert, da die handelnden Akteure aus der Agora-Ecke und All-electric-World kommen, was sich auch in der Regierungspolitik widerspiegele, so Dr. Stefan Kaufmann. Es gebe einen klaren Fokus auf u.a. erneuerbare Energien sowie eine Initiative für Wärmepumpen. Die Ziele der Bundesregierung seien ehrgeizig und werden von den Themen Gassicherheit und Energieeffizienz überlagert.

Deeg ergänzte, dass die Ziele ambitioniert, wie auch untersetzt seien, da Rahmenbedingungen an gewissen Stellen fehlen und die Förderpolitik instabil sei. Für bestimmte Segmente ist es daher schwierig, sich mit neuen Energieträgern zu beschäftigen. Jasmin Kaboni-Voit führte an, dass der Ausbau der erneuerbaren Energien aufgrund von Landknappheit und anderen Restriktionen in Deutschland erschwert sei. Es gebe lange Planungs- und Realisierungszeiten für Onshore-Windparks von 6-8 Jahren, bei Offshore noch länger. Seitens der Bundesregierung müsse ein klarer Regulierungsrahmen geschaffen werden sowie ein schnellerer Genehmigungsprozess gewährleistet sein, so Kaboni-Voit.

Carsten Pöhl erzählte vom internen Projekt „Reinvent“, weg vom internationalen Öl-Unternehmen hin zum integrierten Energieunternehmen. Das Projekt beinhaltet u.a. die Generierung von grünem Strom aus Offshore Parks, Hilfe für Industrieplayer bei der Dekarbonisierung und die Produktion von Wasserstoff für sustainable fuels, der in Raffinerien einsetzbar ist. Durch die zukünftige Dekarbonisierung der Prozesse in der Stahlindustrie muss die Hälfte der elektrischen Energie extern zugeführt werden. Für die Umstellung der Stahlindustrie benötige man ein Zusammenspiel aller beteiligen Player, man brauche die nötige Infrastruktur, Prozesse und stabile Netze. Johannes Rieger betonte auch die Wichtigkeit der Zusammenarbeit im Bereich der Forschung, hinsichtlich CO2-Nutzung, CO2-Vermeidung und Kreislaufwirtschaft.

Einigkeit herrschte bei allen Panelisten beim Blick in die Zukunft. Alle Akteure müssen zusammenarbeiten, es bedarf integrierter Projekte und Partnerschaften, um die Infrastruktur des Wasserstoffhochlaufs umzusetzen.

Vertiefungssessions

Geschäftsmodell Wasser – mehr als ein Trend

Georg Fischer Piping Systems | Aqseptence | Drees & Sommer

Der Kampf ums Wasser hat bereits begonnen und wird in Gesellschaft, Politik und Wirtschaft zünftig an Bedeutung gewinnen. Durch den Klimawandel spüren wir auch in unseren Breiten sogenannten Wasserstress immer stärker, sei es durch Fluten und Hochwasser auf der einen Seite oder Trockenheit, Dürre und Niedrigwasser auf der anderen. Wichtige politische Aufgabe ist es, aktiv ein tieferes Bewusstsein und mehr Wertschätzung für die Ressource Wasser zu schaffen und durch gezielte Förderprogramme Maßnahmen für den nachhaltigen Umgang zu unterstützen. Dabei liegen die wesentlichen Hebel bei den Großverbrauchern Landwirtschaft und Industrie. Im Zuge der Klimawende spielt Wasser eine entscheidende Rolle, denn klimaneutrale und
-resiliente Konzepte umfassen alle Elemente – Sonne, Wind und Wasser. Mehrfachnutzung, Weiternutzung und Wasserrecycling gewinnen an Bedeutung. Auch Wasser wird digital: Daten-getriebene, intelligente Datensysteme unterstützen im Sinne von Smart and Digital Water die Effizienz und Nachhaltigkeit.

Grüner Wasserstoff – Der Gamechanger der Energiewende?

Hy2Gen | Clear World Hydrogen Consulting | evety GmbH | Plug Power | Bosch

Wasserstoff ist sprichwörtlich unverzichtbar für das Gelingen der Energiewende. Der Energieträger kann einen entscheidenden Beitrag leisten für die Dekarbonisierung unserer Energieversorgung wie auch von Industrien, Landwirtschaft und Mobilität. Denn, nicht alle Sektoren können elektrifiziert werden. Auch zukünftig werden wir eine molekülbasierte Energieversorgung benötigen, um sämtliche Sektoren zu dekarbonisieren und somit die Transformation zu einem vollständig erneuerbaren Energiesystem zu meistern. Voraussetzungen hierfür ist die Skalierung des gesamten Wasserstoff-Ökosystems: Realisierung großskalierter Wasserstofferzeugung, Aufbau eines Wasserstoff-Pipelinenetzes und Großserienfertigung von Wasserstofftechnologien. Durch enge Zusammenarbeit aller Stakeholdern entlang der Wasserstoff-Wertschöpfungskette können Synergien realisiert und die Implementierung von Wasserstoff-Ökosystemen somit effizient gestaltet werden.

Integriertes Nachhaltigkeitsmanagement als Wettbewerbsvorteil

Blackeight | ABB / Busch-Jaeger | Phoenix Contact | Signify

Wie kann durch integriertes Nachhaltigkeitsmanagement ein Wettbewerbsvorteil entstehen? Wenn wir uns in Unternehmen dem Thema „Nachhaltigkeit“ widmen möchten, muss sie als ernstgemeinte Transformation des Unternehmens verstanden werden. Erst ein integrierter, ganzheitlicher und aus der gesamten Organisation gedachter Ansatz erlaubt es, dass alle am Prozess beteiligten Mitarbeiter und in den Funktionsbereichen ihre Potentiale einbringen und letztendlich auch umsetzen können. Dies kann zum Beispiel durch Best Practices innerhalb des Unternehmens dargestellt und/oder im Rahmen des C-Levels platziert werden. Ein weiterer wesentlicher Punkt ist die Bepreisung des Treibhausgases Co2 in Form von zum Beispiel Schattenpreisen. Bei allem gilt - Pragmatismus vor Perfektionismus.

Web3 - Die nächste Internetepoche

Unternehmerkraft Group | Macom | Talentista Now

Web3 bringt einen Paradigmenwechsel mit sich, der Werte, Technologie und Gemeinschaft in den Vordergrund stellt. Communities und digitale Besitztümer ermöglichen neue Geschäftsmodelle, neue Arten der Kommunikation und Finanzierung. Dabei ist das Metaverse der gemeinsame Raum und die Blockchain mit ihren Technologien das technische Fundament für ein dezentrales, offenes Internet.

Urbane Energiewende – Wer ist im Lead?

Drees & Sommer| E.ON Energy Solutions | Vattenfall Heat | EnBW | Ziehl-Abegg | BEOS / Swiss Life

Alle Akteure, egal ob Energieversorger oder Projektentwickler sind in ihrem Fachbereich diejenigen, die das Thema vorantreiben müssen. Jedoch kommt es wie so oft darauf an, das Wissen und die Kompetenz zu bündeln um gemeinsam die Möglichkeiten Deutschlands als zukünftigen Lieferanten von qualitativen, nachhaltigen Energielösungen zu etablieren und zu sichern.

Auftaktimpuls zum Abschlusspanel „Anders. Erfolgreich. Wachsen“

Dr. Sven Jung, Handelsblatt Research Institut

Nach den Vertiefungssessions und als Auftakt des letzten Drittels des Tages folgte ein Impuls von Dr. Sven Jung vom Handelsblatt Research Institute zum Thema und gleichnamigen Motto der Themenreise 2023 „Anders. Erfolgreich. Wachsen“. Kurzfristige Herausforderungen, wie die Energiekrise, Inflation, der wirtschaftliche Abschwung und instabile Lieferketten, sowie langfristige Herausforderungen, bspw. Digitalisierung, Nachhaltigkeit und Arbeitskräftemangel, erfordern ein Wachstum der Zukunft, das „anders“ aussehen müsse.

Laut Jung müsse die Wirtschaft CO2-neutraler und dekarbonisiert werden, damit das Wachstum der Zukunft „erfolgreich“ sein könne. Die Dekarbonisierung ist für Jung einerseits eine Herausforderung, jedoch auch eine Chance. Er sprach von einer „Reglobalisierung“ anstatt einer Deglobalisierung. Man müsse Abhängigkeiten berücksichtigen, Deutschland werde auch weiter ein Exportland sein. Ein Zurückgang des Außenhandels bedeute nicht ein Ende des Wachstums, da der private Konsum immer ein wichtiger Pfeiler der Wirtschaft gewesen sei und auch in Zukunft sein werde.

Mit den richtigen Entscheidungen werde ein Wachstum möglich sein. Die Wirtschaft werde zukünftig jedoch geringer „wachsen“. Hauptgründe stellen der demografische Wandel und der Rückgang des Erwerbspersonenpotenzials dar.

Zur Präsentation

Abschlusspanel der Themenreise 2022 - „Anders. Erfolgreich. Wachsen."

Dr. Walter Döring, Wirtschaftsminister BW a.D. & Akademie d. Weltmarktführer | Ulrich Schulze Südhoff, ENERCON | Hendrik Staiger, BEOS | Swiss Life | Torsten Nolting, ABB | Busch-Jaeger | Philipp Späth, Drees & Sommer

Als Abschluss des Tages baten die Moderatoren Götz Schönfeld und Michael Konopka Dr. Walter Döring, Wirtschaftsminister BW a.D. & Akademie d. Weltmarktführer, Ulrich Schulze Südhoff, ENERCON, Hendrik Staiger, BEOS / Swiss Life , Torsten Nolting, ABB / Busch-Jaeger und Philip Späth, Drees & Sommer zur Überschrift „Anders. Erfolgreich. Wachsen.“ auf das Panel. Dr. Döring merkt an, dass wir insgesamt eine zu pessimistische Einstellung haben. Die Deindustrialisierung würde durch die Dekarbonisierung nicht stattfinden. In manchen Bereichen bestünde ein Rückgang, durch welchen wir langfristig aber keinen Schaden nähmen. Ulrich Schulze-Südhoff führte daraufhin an, dass Dekarbonisierung viele Chancen biete. Über recycelfähige Anlagen und CO2 neutrale Dinge können wir uns differenzieren. Genehmigungsstau, Flächensicherung, etabliertes CO2 Pricing CO2 neutrale Produkte werden gefördert.

Philipp Späth stellt klar, dass kein Weg am CO2 Pricing vorbei führt. Wir müssen uns die Frage stellen, ob die aktuelle Situation für uns eine Krise oder eine Chance darstellt. ? Die steigenden Energiepreise sind der Ansporn, nun endlich tätig zu werden. Auch im Gebäudesektor. Hier darf die Lösung nicht sein, das Gebäude am Ende des Lebenszyklus einfach abzureißen. Es müssen Alternativen hierfür gefunden werden. Die erneuerbare Energie müsse u.a. in der Erzeugung günstiger sein, als die fossile Energie. Sonst gelingt ein Wandel nicht. Eine enorme Transformation in jeglichen Bereichen ist unerlässlich, wenn wir in Zukunft dort stehen wollen, was im Moment unser Ziel darstellt. Hierfür bedarf es den richtig gesetzten politischen Rahmenbedingungen und motivierte Menschen, um den Umbruch zu bewerkstelligen und in ihm eine Chance zu sehen, griff Hendrik Staiger die Thematik auf. Torsten Nolting ging in seinem Statement darauf ein, dass bei den Gebäuden der Schadstoffausstoß erheblich reduziert werden müsse und die Energiewende in Deutschland nicht ohne eine Gebäudewende umgesetzt werden könne. Zudem bräuchten wir Lösungen wie beispielsweise „serielles“ Bauen, um nicht von Fachkräften abhängig zu sein.

In allem waren sich die Panellisten einig: Wachstum bedeutet etwas Gutes. Gegebenenfalls muss Wachstum anders definiert werden, zum Beispiel in Form von Langlebigkeit, regionaler Produktion, Recyclingfähigkeit und Qualität. Wir müssen an uns und unsere Fähigkeiten glauben und den Blick nach vorne gerichtet halten. Dann haben wir eine Perspektive.

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