Mit weniger Material mehr bauen

Auf den Punkt gebracht – drei Fragen an Thorsten Hahn, Vorsitzender der Geschäftsführung bei Holcim in Deutschland und den Niederlanden. Im Rahmen der Designing the Future Initiative haben wir Herrn Hahn nach seiner Meinung zum Bauen von morgen gefragt. 

Holcim ist als Teil des weltweit führenden Baustoffkonzern Holcim Ltd. einer der bedeutendsten Baustoffhersteller Deutschlands – und Thorsten Hahn nicht ohne Grund seit 2018 der oberste Vertreter der Gesellschaften hierzulande und im Nachbarland Niederlande. An sein Bauingenieursstudium an der RWTH Aachen mit Schwerpunkt Baustoffkunde hing er Anfang der 2000er-Jahre ein Wirtschaftsingenieursstudium an der Uni Hagen an. Thorsten Hahn engagiert sich zudem in vielen Verbänden der Baustoffindustrie, unter anderem als Präsidiumsmitglied im Verein deutscher Zementwerke.

„Ich wünsche mir, dass das Potenzial der Baustoffwahl zur Reduktion von CO2 von noch viel mehr Beteiligten gesehen und realisiert wird – und zwar nicht im Wettbewerb der Materialien, sondern im sinnvollen Miteinander.“

Was ist Ihre Erwartungshaltung an das Bauen von morgen und welchen Beitrag kann Holcim dazu leisten?

Hahn: Wir müssen nicht weniger, aber besser, nachhaltiger und schneller bauen. Und wir müssen dringend daran arbeiten, das lineare Bauen durch eines zu ersetzen, das den Kreislaufgedanken konsequent umsetzt. Für Holcim heißt das ganz kurz gefasst: Aus Beton muss wieder Beton werden. Unsere Rohstoffquellen der Zukunft sind nicht mehr primär Kiesgruben und Steinbrüche, sondern die bereits gebaute Umgebung. Wir möchten die neue Art zu bauen an der Spitze mitgestalten – mit nachhaltigen und innovativen Lösungen. Die sind noch nicht perfekt, aber mit dem richtigen Bewusstsein ist schon heute richtig viel möglich.

Wie hoch ist Ihrer Erfahrung zufolge die Bereitschaft von Architekten, Handwerkern und anderen Akteuren der Bau- und Immobilienwirtschaft, verstärkt auf nachhaltige Lösungen zu setzen?

Hahn: Wir sehen schon einen ganz klaren Anstieg der Nachfrage nach unseren nachhaltigen Lösungen, etwa den klimafreundlichen ECOPlanet-Zementen. Das Bewusstsein wächst und wir versuchen dazu durch Webinare und die direkte Ansprache beizutragen. Das Wissen ist die eine Seite, die andere ist eine teilweise veraltete Regulatorik, die den Durchbruch nachhaltiger Lösungen oft noch bremst. „Das haben wir immer so gemacht”, heißt es noch immer häufig. Wenn wir das überwinden, ist das nachhaltige Bauen nicht aufzuhalten.

Mit welchen Ansätzen bestreitet Holcim den Weg zur CO2-Neutralität?

Hahn: Wir verfolgen konsequent und parallel drei Ansätze. Erstens: Die stetige Verbesserung des ökologischen Fußabdrucks unserer Produkte durch optimierte Betonrezepturen und den Einsatz von CO2-optimierten Zementen. Ein Beispiel ist unser Beton ECOPact. Wer ihn einsetzt, erhält für sieben Euro Mehrkosten pro Quadratmeter Bruttogrundfläche etwa 60 Kilogramm CO2-Reduktion. Zweitens: Die Entwicklung intelligenter Baulösungen, die weniger Ressourcen benötigen und damit unserem Credo „Mit weniger Material mehr bauen” folgen. Und drittens: Der Umbau unserer Zementproduktion nach dem Prinzip von Carbon Capture and Utilization, also mit dem Ziel, das beim Brennen des Gesteins unweigerlich austretende CO2 im Produktionsprozess aufzufangen und im Idealfall als Rohstoff weiter zu nutzen. Zu einer CO2-neutralen Welt gehören für uns immer die Ressourcenschonung und der Kreislauf.

 

HIER finden Sie weitere Informationen zu der Initiative Designing the Future.