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EU-TAXONOMIE UND IMMOBILIEN: WIE LÄSST SICH DIE NACHHALTIGKEIT EINES GEBÄUDES ODER PROJEKTS OBJEKTIVIEREN?

© Vastgoedmarkt
Von links nach rechts: Jeroen Broersma (Madaster), Elger Groenland (Drees & Sommer) und Vince Limpens (EPEA).

Das ist eine ebenso komplexe wie dringende Aufgabe. Die EU-Taxonomie verlangt von Immobilieninvestoren unter anderem, dass sie deutlich machen, wie viel Prozent ihres ausstehenden Kapitals in eine grüne Kategorie fällt. Auf der Provada 2022 machten Drees & Sommer gemeinsam mit EPEA und Madaster deutlich, wie nachhaltig eine Entwicklung oder ein bestehendes Gebäude sein können.

Die Provada-Tagung wurde in Zusammenarbeit mit Vastgoedmarkt organisiert.

Wie macht man einen Sammelbegriff wie Nachhaltigkeit in der Immobilienbranche konkret und messbar? Wie „grün“ sind die von Ihnen getätigten Investitionen? Und vor allem: Wie können Sie als Immobilieninvestor die Kreislaufwirtschaft unterstützen und sogar beschleunigen? Diese Fragen sind von zentraler Bedeutung für die EU-Taxonomie, das europäische Klassifizierungssystem für nachhaltige Aktivitäten von Unternehmen und Regierungen. Unter anderem soll das System den rund 10 Billionen Euro an Investitionsgeldern einen Schub in die nachhaltige Richtung geben. Das heißt, wenn Sie diese Taxonomie lesen und verstehen können. Das müssen Sie sich einmal vorstellen. „Diese Taxonomie umfasst etwa 1.100 Seiten, zwei dicke Wälzer, für die man Monate braucht“, sagt Elger Groenland, Leiter des Bereichs Real Estate Consulting beim Immobilienberatungs- und Projektmanagementunternehmen Drees & Sommer Netherlands. „Ganz abgesehen davon, dass in dieser Taxonomie noch nicht alles vollständig ausgearbeitet und deutlich ist.“ Bei einer Sitzung auf der Provada berieten Drees & Sommer, EPEA und Madaster die Teilnehmer darüber, was sie jetzt tun können, um auf die sich ändernden Gesetze und Vorschriften im Zusammenhang mit dieser EU-Taxonomie zu reagieren.

Konform mit der EU-Taxonomie
Bei der letzten Provada, die im Oktober 2021 statt fand, trat ein Bauunternehmer auf Herrn Groenland zu. Ein deutscher Investor bat diesen Bauunternehmer um einen Nachweis, dass eine bestimmte Investition tatsächlich nachhaltig ist, um zu wissen, in welchen Fonds er die Investition tätigen könnte. Dieser Bauunternehmer hatte keine Ahnung, was er damit anfangen sollte. Die Kombination der Produkte und Dienstleistungen von Drees & Sommer, EPEA und Madaster verschaffte ihm schließlich Klarheit und Nachweise für den Investor. Genau das leisten die drei Unternehmen: Sie machen Investoren, Entwicklern und Produzenten klar, inwieweit ein Projekt mit der EU-Taxonomie konform ist oder konform werden kann. So können sie für jedes Gebäude, jeden Stadtteil, jedes Gebiet und jedes Projekt objektiv feststellen, was nachhaltig ist und was nicht. Die Plattform Madaster dient dabei als Kontrollinstrument, sagt Geschäftsführer Jeroen Broersma. „Wir objektivieren die tatsächliche Situation eines Gebäudes und ermöglichen es beispielsweise, bereits in der Planungsphase fundierte Entscheidungen zu treffen.“

Madaster: Registrierungsplattform und Verwaltungsinstrument zugleich
Broersma erklärt, wie das funktioniert. „In Madaster – eigentlich das Materialkataster – können die in einem Gebäude verwendeten Materialien und Produkte eingetragen werden. Jedes Gebäude ist eine Ansammlung von Materialien und Produkten aller Art. Durch die Kombination verschiedener Datenquellen gibt die Registrierung Aufschluss über CO2, die Kreislauffähigkeit, die Toxizität, die Ablösbarkeit und, last but not least, den finanziellen Restwert der Materialien eines Gebäudes. So entsteht eine übertragbare, digitale Bauakte. Es ist nämlich nicht nur eine Registrierungsplattform, sondern auch ein Werkzeug, mit dem Sie während der gesamten Lebensdauer des Gebäudes auf der Grundlage von validierten Daten sowohl auf Gebäude- als auch auf Portfolioebene überwachen und steuern können.“

EPEA, Gründer von Cradle to Cradle®
Die Drees & Sommer-Tochter EPEA ist für diese validierten Daten verantwortlich und verfügt über umfangreiches Wissen unter anderem über Produkte und Materialien, die in Gebäuden eingesetzt werden. Mit Cradle to Cradle® und der Kreislaufwirtschaft als Leitprinzipien, sagt Vince Limpens, Real Estate Consultant bei EPEA: „Wie gehen wir derzeit mit unseren Rohstoffen um? Zuerst ist da die Gewinnung, ein kostspieliger und zeitaufwändiger Prozess. Dann verwenden wir sie für eine relativ kurze Zeit, zum Beispiel in Gebäuden. Und dann verbrennen wir sie. Für mich ist das ein Lehrbuchbeispiel für Konstruktionsfehler, für Ausfallkosten. Wir glauben an die Zirkularität: vom Molekül zum Gebäude zur Metropole und schließlich zurück zum Molekül. Ein Gebäude mit einem so positiven Fußabdruck hat in vielerlei Hinsicht einen Mehrwert. Denken Sie an neue Einnahmemodelle, durch höhere Verkaufs- und Mietpreise. Denken Sie aber auch daran, was ein gesundes Arbeitsumfeld indirekt bewirken kann, z. B. geringere Kosten für Fehlzeiten. Das zeigen Studien. Genau so funktioniert die EU-Taxonomie, die Gebäude auf Basis ihres zukünftigen positiven Beitrags zur Nachhaltigkeit bewertet. Unsere Daten zeigen die Chancen und Möglichkeiten der verwendeten Materialien und ihr Recyclingpotenzial.“

Bewertungen und Strategie
Die Immobilienberater von Drees & Sommer nutzen dann die Instrumente und Daten von Madaster und EPEA, um 360-Grad-Bewertungen durchzuführen. „Mit diesen Bewertungen können wir sowohl neue Entwicklungen als auch bestehende Immobilien beurteilen“, erklärt Groenland. „Konstruktionspläne, technische Beschreibungen, aktueller Energieverbrauch, Materialdaten wie Toxizität, Energielabels usw.: All diese Daten dienen uns als Input für die Bewertung von Immobilien anhand der EU-Taxonomie-KPIs. Dabei handelt es sich um KPIs, die sich beispielsweise auf den Übergang zu einer Kreislaufwirtschaft beziehen. Eine Bewertung zeigt, ob ein Gebäude einen KPI erfüllt oder noch nicht. Die Vorteile für Investoren liegen auf der Hand. Bei einer Ankaufsprüfung können solche Ergebnisse beispielsweise dabei helfen, zu bestimmen, in welchen Fonds die Investition passt. Übrigens: Die Dienstleistungen von Drees & Sommer gehen weit über die reine Bewertung hinaus. „Wir beraten bei der Strategie, die nach einer solchen Bewertung zu verfolgen ist, einschließlich des Fahrplans bis 2030 und 2050 oder einer Ausstiegsstrategie.“ Eine Roadmap, die für Drees & Sommer, EPEA und Madaster immer einen ähnlichen Endpunkt hat: besseres Bauen und die Schaffung von (Rest-)Werten für Gebäude.

Lesen Sie auch das Interview mit Groenland, Limpens und Broersma zu diesem Thema. 

Kontakt

Elger GroenlandHead of Real Estate Consulting


elger.groenland@dreso.com